Ein Text kreist um die Arbeiten von Nino Maaskola
von Thomas Schlereth
Die Skulpturen treten in Grundformen auf. Kubus, Zylinder, Fundstück. Und sie kommen von
grundsätzlichen Gesten her. Stellen, Lehnen, Hängen. Zusammenfügen, Auseinandernehmen.
Alles nah am Material. Pur und direkt.
In der Einfachheit steckt Aufwand. Metalle wachsen nicht an Bäumen. Findlinge machen sich
nicht von selbst auf den Weg. Massive Körper brechen nicht eben mal auf.
Die Schönheit lässt das Schwere vergessen. Sie liegt darin, der Eigenheit des Materials ganz
nahe sein zu können. Nicht seiner Zweckdienlichkeit, nicht seinem Nutzen. Dabei sehen die
Eigenheiten aus, als wären sie gemacht. Geordnetes Funkeln, zum einen aus den Gesetzen
der Kristallbildung, zum anderen aus dem Rahmen künstlerischer Entscheidungen. Zuerst das
Wunder, dass es dieses Material überhaupt gibt. Dann die Wendung, dass es nun in diese Form
gefunden hat.
Das Pure am Material bringt einen anderen Stundenschlag mit sich. Ich, Mensch, Betrachter*in
in diesem Augenblick, stehe vor einem Ding, das aus etwas besteht, was es vor mir gab und
auch nach mir noch geben wird. Die Formen dagegen kommen aus dem Jetzt, aus einem
selbstgebauten Ofen, dort hinter dem Erdhügel, ein einfaches Loch als Gussform.
Jede Skulptur trägt eine Fülle von Spuren. Zuerst solche der Herstellung. Die Metalle fließen,
bilden Tropfen oder mischen sich. Dann gibt es auch Spuren des nochmaligen Eingriffs. Massives
Metall kommt an seine Belastungsgrenzen und dann darüber hinaus. Wie genau es jeweils fließt
und bricht, zeigt sich erst beim Machen. Oder das Schwere schwebt ganz über dem Boden.
Abschied von der Erde heißt die Reihe dieser Arbeiten. Die geschmiedeten Zangen haben ihre
Kraft aus dem Eigengewicht der gehaltenen Körper. Bei allem Purismus bricht sich ein Hang zum
Unverhältnismäßigen Bahn. 40 Tonnen massiven Eisens als länglicher Block, diagonal punktiert
wie beim Brechen von Stein. Sprengstoff zerreißt den Guss in zwei Keile.
Das Wundern über die Gegebenheiten und das Wundern über die eigene Wirksamkeit. Hantierenkönnen
mit fremden Kräften. Das folgt einer Idee und der Weg dorthin lässt sich erarbeiten. Die
Skulptur entsteht jedoch gemeinsam mit dem Material. Dann ist nicht mehr so klar, wer hier mit
wem hantiert.